Arthroskopie (Gelenkspiegelung) (2024)

Die Arthroskopie – auch Gelenkspiegelung genannt – ist eine Möglichkeit, ein Gelenk ohne größeren operativen Eingriff zu untersuchen. Für diesen minimal-invasiven Eingriff wird eine optische Sonde, das sogenannte Arthroskop eingesetzt und über einen kleinen Hautschnitt in das Gelenk eingeführt. Das Gelenk kann nun inspiziert werden.

Während der Untersuchung können auch direkt Schäden an den Gelenkstrukturen behandelt werden.

Was ist eine Arthroskopie?

Der Begriff Arthroskopie setzt sich aus den beiden Wörtern “arthros” für “Gelenk” und “skopie” für “betrachten”, “schauen” zusammen. Damit beschreibt er genau den Zweck der Untersuchung. Denn diese dient dazu, Gelenkstrukturen zu betrachten, eventuelle Schäden festzustellen und nach Möglichkeit direkt zu beheben.

Die Arthroskopie ist ein minimalinvasiver Eingriff, das bedeutet, es wird nur ein weniger Millimeter großer Hautschnitt durchgeführt. Im Vergleich zu offenen chirurgischen Verfahren hat der minimalinvasive Eingriff den Vorteil, dass er den Organismus weniger belastet und gesunde Gelenkstrukturen schont.

Zudem sind die Schmerzen nach dem Eingriff geringer, die Genesung verläuft schneller.

Arthroskopie – Anwendungsgebiete

Die Gelenkspiegelung wird hauptsächlich zur Abklärung von Gelenkbeschwerden eingesetzt. Zu den häufigsten Anwendungsgründen gehören Verletzungen oder durch einen Unfall herbeigeführte, traumatische Gelenkveränderungen und entzündliche Veränderungen.

Dabei wird die Untersuchungsmethode besonders häufig am Knie durchgeführt. Darüber hinaus wird die Untersuchung aber auch an Schulter, Hüfte und Ellenbogengelenk eingesetzt. Dem technischen Fortschritt und der Entwicklung von kleineren Arthroskopen und Instrumenten zu verdanken, kommen zudem auch arthroskopische Verfahren in kleineren Gelenken, wie zum Beispiel Handgelenk und oberes- und unteres Sprunggelenk zum Einsatz.

Rein diagnostische Arthroskopien führen Ärzte heute in der Regel nicht mehr durch, sondern nutzen gleich die Möglichkeit zur Behebung der Schäden. Die Diagnose erfolgt zumeist per Magnetresonanztomografie.

Arthroskopie Knie

Mittels Kniegelenkspiegelung unter anderem folgende Eingriffe durchführen:

  • Entnahme von Gewebeproben
  • Wiederbefestigen oder Abtragen eines verletzten Meniskusses
  • Kreuzbandplastik
  • Wiederbefestigen oder Entfernen von losen Knorpelstücken
  • Versorgung von Knochenbrüchen und anderen schwerwiegenden Knieverletzungen

Arthroskopie (Gelenkspiegelung) (1)

Arthroskopie Schulter

Gelenkverschleiß in der Schulter kann zum sogenannten Impingementsyndromführen. Dabei wird eine Muskelsehne immer stärker eingeklemmt. Während einer Gelenkspiegelung lässt sich die Sehne lösen. Auch Verletzungen und Verkalkungen der Sehnenmanschette lassen sich auf diese Weise behandeln.

Arthroskopie (Gelenkspiegelung) (2)

Arthroskopie Hüfte

Gegenwärtig wird die Hüfte arthroskopiert, um beispielsweise freie Gelenkkörper zu entfernen, Knorpelschäden zu behandeln oder um Erkrankungen der Gelenkschleimhäute zu beheben. Auch zur Behandlung von Formstörungen sowie Schäden an der Gelenklippe wird die Gelenkspiegelung eingesetzt.

Arthroskopie (Gelenkspiegelung) (3)

Arthroskopie Handgelenk

Am Handgelenk können sich gutartige Geschwulste bilden. Während einer Gelenkspiegelung kann der Arzt diese abtragen. Darüber hinaus lassen sich Knorpel glätten und lose Knorpelstücke nach einer Verletzung entfernen oder wieder befestigen.

Arthroskopie – Gründe

Die Gelenkspiegelung wird unter anderem bei folgenden Symptomen und Schäden durchgeführt:

  • chronische Gelenkschmerzen
  • Gangstörungen
  • Knorpel- und Knochenschäden
  • Sehnen-, Bänder- und Muskelrisse
  • Schleimbeutelentzündungen

Arthroskopie – Ablauf

Vor dem Eingriff findet das Aufklärungsgespräch statt, in dem der behandelnde Arzt den Patienten über den Ablauf der Gelenkspiegelung und mögliche Risiken informiert. Mindestens sechs Stunden vor dem Eingriff sollten die Patienten nichts mehr essen, mindestens zwei Stunden vorher keine Flüssigkeiten mehr zu sich nehmen. Raucher sollten ab etwa einer Stunde vor dem Eingriff auf Zigaretten verzichten. Bei vorliegenden Infekten ist von einem Eingriff abzusehen.

Je nach Schwere der Verletzung oder Gelenkerkrankung wird die Gelenkspiegelung ambulant durchgeführt. Es kommt aber hin und wieder vor, dass ein stationärer Aufenthalt nötig ist. Bei einem ambulanten Eingriff sollten die Patienten allerdings eine Begleitperson mitbringen. Denn der Eingriff erfolgt entweder unter Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung.

Um das Arthroskop einführen zu können erfolgt eine etwa fünf Millimeter lange Hautinzision nahe des Gelenks. Dieser Schnitt wird Stichinzision genannt.

Anschließend wird das Gelenk mit einer sterilen Flüssigkeit oder mit Kohlendioxid aufgefüllt. Dadurch wird die Gelenkhülle gedehnt, was die Einführung des Arthroskops erleichtert. Über eine Miniaturkamera überträgt das Instrument Bilder auf einen Monitor, die dem Arzt eine genaue Betrachtung des Gelenks erlauben. Mit Hilfe verschiedener Instrumente wie einer Schere, Messer, Haken und Fräsen lassen sich nun Gewebeproben entnehmen oder Gelenkschäden beheben.

Bei Bedarf kann zum Ende der Gelenkspiegelung eine Drainage eingelegt werden, um Flüssigkeit aus dem Gelenk nach außen zu leiten. Auf diese Weise lassen sich Gelenkergüsse vermeiden. Um Blutgerinnseln vorzubeugen, wird außerdem ein gerinnungshemmendes Mittel gespritzt.

Arthroskopie – Dauer

Die Dauer der Gelenkspiegelung richtet sich nach der Schwere der vorliegenden Gelenkerkrankung. Kleine Eingriffe dauern häufig nur 15 Minuten, komplexere Operationen 45 Minuten oder eine Stunde.

Arthroskopie – Nachbehandlung und Risiken

Nach der Gelenkspiegelung sollten Patienten das Gelenk möglichst ruhig halten. Kühlen, Hochlagern des Gelenks und Schmerzmittel mit zusätzlicher abschwellender Wirkung beugen Schmerzen vor. Abhängig von der Art des Eingriffs wird manchmal auch ein Schmerzkatheter gelegt, über den ein schmerzstillendes Mittel direkt ins Gelenk gegeben werden kann. Insbesondere bei Eingriffen am Knie und an der Schulter ist nach der Arthroskopie häufig eine Physiotherapie nötig. Einen Tag und etwa drei Tage nach der Gelenkspiegelung finden Nachkontrollen statt.

Als minimalinvasiver Eingriff ist die Gelenkspiegelung in der Regel komplikationsarm. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es durch das Einführen medizinischer Instrumente zu Verletzungen der Gelenkstrukturen. Nach dem Eingriff können Blutergüsse und Nachblutungen auftreten oder die Wunde kann sich infizieren, selten können auch Gelenkinfekte auftreten. Zu solchen Komplikationen kommt es jedoch wesentlich seltener als bei offenen chirurgischen Eingriffen – so beträgt die Infektionswahrscheinlichkeit für eine Kniegelenksarthroskopie verglichen zum offenen Verfahren nur etwa 0,08 – 0,13 %.

Arthroskopie – Kosten

Die Kosten für eine Arthroskopie unterscheiden sich je nach Aufwand. Einfache Eingriffe liegen im Bereich zwischen 500 und 1.000 Euro, bei komplizierten Verfahren wie einer Knorpeltransplantation können auch 15.000 bis 30.000 Euro anfallen. Die Kosten werden in aller Regel von der Krankenkasse übernommen. Eine Ausnahme sind „therapeutische“ Knie-Arthroskopien zur Spülung bei Kniegelenkverschleiß, zur Abtragung von Gelenkschleimhaut oder zur Knorpelglättung bei bestehender Gonarthrose.

Seit 2016 übernehmen die gesetzlichen Kassen diese Kosten nicht mehr, da Studien keine Vorteile für Patienten nachweisen können. In bestimmten Konstellationen, beispielsweise bei einem akuten Trauma mit Gelenkblockade inklusive Gonarthrose, die dann nur als Begleiterkrankung betrachtet wird, können arthroskopische Verfahren grundsätzlich trotz allem zum Einsatz kommen und als Kassenleistung angesehen werden.

Arthroskopie (Gelenkspiegelung) (2024)
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